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Lassen Sie uns zuerst einmal beleuchten, in welchem Gebiet sich das alles abspielt. Sie werden jetzt sagen, eh klar – im Mund und an meinen Zähnen. Das stimmt auch, aber haben Sie sich schon einmal überlegt, was das eigentlich bedeutet?

Unser gesamter Mundraum ist besonders sensibel und wird von einem umfangreichen Nervengeflecht durchzogen. Es sorgt für einen hervorragenden Tastsinn und hat die Fähigkeit sehr feine Unebenheiten und Rauheiten verspüren zu können. Der Tastsinn ist eng mit dem Geschmacksinn verknüpft.

Diese Sensibilität unserer Sinne ist wichtig, manchmal auch überlebensnotwendig.

Sie werden es schon ahnen, die Medaille hat eine Kehrseite.

Die Empfindsamkeit unseres Mundraumes sorgt auch dafür, dass jede Berührung der Zähne, der Zunge, der Schleimhaut oder der Wangen mit den Fingern, einem Instrument oder einem Tupfer von Ihnen genau wahrgenommen werden kann. Jedes angewendete Medikament, jeder Schutzlack wird von Ihnen auch geschmeckt, ohne dass wir dies verhindern können.

Mit unserem Mund geschehen nicht nur so schöne Dinge wie Kauen, Trinken, Schlucken, Atmen, Küssen und Sprechen.  Der Mund ist das wichtigste Tor zur unserer Umwelt – wir können uns damit offen oder verschlossen zeigen. Wir können fragen oder schweigen. Wir können etwas runterschlucken oder ausspucken. Wir können den Atem aufhalten oder fließen lassen.

Wenn wir uns all dies vor Augen führen, dann ist es an der Zeit stolz auf uns zu sein, dass wir uns trotzdem vertrauensvoll in die Hände unserer Behandler:innen und deren Teams begeben wollen oder dies bereits tun.

Reisen wir miteinander zurück in die Vergangenheit. Erzählungen über „furchtbare“ Zahnarztbesuche sind mannigfaltig. Fast Jede:r hat sie und sie tauchen in jedem Alter auf. Es geht um Momente, die sich tief in die Seele eingegraben haben, um Situationen, die plötzlich wieder aus der Tiefe auftauchen und so präsent sind, als wäre es erst gestern gewesen. Es geht um das Gefühl des Ausgeliefertseins und um Schmerz, der uns damals ohne Vorwarnung durchzuckte.

Unser Körper und unsere Seele reagieren unterschiedlich auf Situationen, die uns tatsächlich oder in unserer Vorstellung Angst machen:

Körperliche Reaktionen, die Sie vielleicht verspüren, sind Herzrasen, Schwitzen, Schwindel, „wabbelige Beine“, feuchte Handflächen, trockener Mund, Übelkeit…

Auch die Seele reagiert – mit Konzentrationsstörungen, Schreckhaftigkeit, Fluchtgedanken, Panikattacken, Zwangsgedanken oder Scham.

Jaja, die Scham. Scham und Angst sind Zwillingsschwestern, die meine,n ohneeinander nicht auskommen zu können. Es ist also an der Zeit, dass wir diese beiden Geschwister voneinander trennen.

Wie entsteht nun „Diese ungute Gefühl, die Angst und am Ende die Phobie?

Die Zahnmedizin spielt sich grundsätzlich in unserer (oralen) Intimsphäre ab. Die Wahrung dieser Intimsphäre ist ein elementares Grundbedürfnis. Wir arbeiten allerdings an Ihnen und im wahrsten Sinn des Wortes in Ihnen. Dadurch ist Ihnen auch die Möglichkeit genommen, sich mit uns verbal zu verständigen. Diese Sprachlosigkeit und die fehlende Möglichkeit, das Tun zu beobachten und zu beeinflussen, lassen ein Gefühl des Kontrollverlustes und des Ausgeliefertseins entstehen. Eine schweigsame Behandlung, fehlende Vorwarnung vor Geräuschen, Geschmack oder Empfindungen und die damit verbundene Erwartung von Schmerz, verstärken diese Gefühle.

Egal, ob die Erfahrungen lediglich unangenehm oder schlichtweg traumatisierend waren, als Patient auf dem Behandlungssessel befindet man sich in einer verwundbaren Position, die gefühlsmäßig einem Kontrollverlust nahekommt. 

Doch STOPP!!

Genau das ist es nicht! Warum? Das sehen wir uns jetzt einfach an.

Unsere Angst schleppen wir nur so lange in uns mit, bis Seele und Körper durch positive Erfahrungen heilen können. Die gute Nachricht ist also, dass sich diese Angst lebenslang durch entsprechende Lernprozesse verändern lässt. Jede Art von Angst kann gelernt, aber auch verlernt werden.[ Siegbert A. Warwitz: Angst vermeiden – Angst suchen – Angst lernen.]

Was können wir nun gemeinsam Tun, um mit Ihnen diese Angst zu verlernen?

Unserer Philosophie:

Offenheit – man muss nicht immer mutig sein

Reden und Zuhören – Durchs Reden kommen wir zusammen

Zusammenarbeit – gemeinsam stark            

Offenheit – man muss nicht immer mutig sein

Offen zu sein und die Ängste, die Sie plagen vor Schmerzen, Gerüchen, bestimmten Geräuschen, der Kopf-Liegeposition, dem hellen Licht oder alten Erfahrungen konkret benennen zu dürfen, ist ein wichtiger Schritt in der Bewältigung.

Je öfter Sie ihre Angst benennen, umso kleiner wird sie schrumpfen. Angst nährt sich von fehlenden Worten und von innerer Lähmung. Wir bringen Sie wieder in Bewegung, denn Sie müssen gar nicht mutig sein.

Reden und Zuhören – Durchs Reden kommen wir zusammen

Leiden Sie also unter einem extremen Würgereiz, reden Sie mit uns darüber.

Haben Sie Angst vor dem Bohrer und seinen Geräuschen, reden Sie bitte mit uns darüber.

Steht Ihnen schon der Schweiß auf  der Stirne, wenn wir den Sauger aus der Halterung ziehen, reden Sie bitte mit uns darüber.

Bekommen Sie vor lauter Anspannung Kopfschmerzen oder Nackenbeschwerden, reden Sie bitte mit uns darüber.

Macht Sie ihr schiefes Lächeln traurig, reden Sie bitte mit uns darüber.

Was auch immer es ist, reden Sie mit uns.  So können wir gemeinsam konkrete Strategien entwickeln, wie zum Beispiel Ohrstöpsel oder Ihre Lieblingsmusik, ein entspannender Duft oder die Verwendung eines bequemen Kopfpolsters, um Ihren Stress zu reduzieren.

Vor der Behandlung beraten wir Sie so ausführlich wie für uns nötig, und gerne so umfangreich wie von Ihnen gewünscht oder für Sie möglich. Wir besprechen die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten in Ruhe, wir geben gerne Bedenkzeit und wenn der Mut dann doch fehlt, dann sind wir einfach nur da. 

In der Behandlung erklären und reden wir mit Ihnen, so viel Sie es brauchen. Wir erklären jeden Schritt, erzählen was passieren wird, sei es ein unangenehmer Druck, ein Rumpeln, ein stärkerer Wasserstrahl oder ein blendendes Licht.

In der Behandlungssituation werden gemeinsam nonverbale Kommunikationssignale festgelegt. Dadurch erhalten Sie die Möglichkeit zurück, sich jederzeit mitteilen zu können. Sie heben die Hand, wir stoppen, was wir gerade tun.

Die Zeit, eine Behandlung zu unterbrechen und durchzuatmen besteht immer, denn Terminlängen werden von uns entsprechend Ihren Bedürfnissen angepasst.

Und wir behalten auch Ihre Körpersprache ein bisschen im Auge. Sie glauben gar nicht wieviel wir aus Ihren Händen, Beinen und Füßen ablesen können.

Wundern Sie sich also nicht, wenn wir Ihnen von uns aus eine Pause oder Zeit zum Durchschnaufen anbieten.

Je mehr Ihr Vertrauen in uns wächst, umso selbstverständlicher werden die Behandlungsschritte für Sie werden

Zusammenarbeit – Gemeinsam stark

Sie vertrauen sich uns an, und wir bilden mit Ihnen gemeinsam ein Team. Wir können nur helfen, wenn wir wissen, welche Erfahrungen Sie gemacht haben und was Sie aktuell bedrückt und wo Ihre Grenzen sind, die wir respektieren.

Wir haben die Zeit, die Sie brauchen. Eine Pause während der Behandlung

Erinnern Sie sich noch an die kleine Schwester der Angst, die Scham? Schämen Sie sich bitte niemals. Wir wollen „Schwesterchen Scham“ ja miteinander verbannen

Schämen Sie sich nicht, dass Sie solange nicht beim Zahnarzt waren. Schämen Sie sich nicht, dass Sie „so schlecht putzen“. Schämen Sie sich nicht, dass Sie Mundgeruch haben.

Gemeinsam können wir an Ihren alten Grenzen arbeiten, sie langsam Schritt für Schritt verschieben und miteinander irgendwann den Stempel „Angstpatient“ in einem feierlichen Akt löschen.

Unser Ziel ist es, Ihnen Ihr Lächeln zurückgeben. Ein Lächeln, das Sie uns schon beim Betreten der Ordination zeigen – und nicht erst, wenn Sie uns verlassen, denn….